So wird Tracht getragen: Zwischen Tradition und Moderne

Kleidung schafft Identität und Zugehörigkeit. Dies beweist kein Kleidungsstück so sehr wie Trachten. Tracht ist traditionelle Kleidung, die die Herkunft einer Person zum Ausdruck bringt. In vielen Regionen verliert sie im Zuge der Globalisierung immer mehr an Bedeutung und wird nur noch zu Festlichkeiten getragen.

Die österreichische und bayerische Tracht ist hierbei eine kleine Ausnahme. Dirndl und Lederhosen werden in der Alpenregion nach wie vor fleißig zu Volksfesten, Hochzeiten und traditionellen und kirchlichen Festen getragen. Aus dem Alltag ist sie, außer in besonderen Verbänden und ländlichen Regionen, mehr oder weniger verschwunden.

Die besondere Beliebtheit der bayerischen und österreichischen Tracht zeichnet sich auch dadurch ab, dass zahlreiche Touristen sie zu großen Volksfesten tragen. Jeder, der Lust hat, sich in Tracht zu zeigen und unser schönes Oktoberfest oder die Alpenregion darin zu besuchen, lernt hier wie es geht. Für jeden, der es schon weiß, gibt es hier mehr zur Geschichte und Modernisierung der Tracht.

Schaut’s doch mal, was ich zusammengestellt habe:

Der Ursprung der Tracht

Du glaubst die bayerische und österreichische Tracht, wie wir sie heute kennen, sprich Dirndl und Lederhose, ist viele Jahrhunderte alt? Entgegen dem verbreiteten Volksglauben, ist sie das nicht. Im Vergleich zu vielen anderen Kleidungsstücken ist das Dirndl und die Lederhose eine relativ neue Mode-Erscheinung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Die Zeiten vor Dirndl und Lederhose

Ihren ersten Ursprung hat die Tracht Anfang des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1806 wurde Bayern zum Königreich deklariert und Max Josef als erster König Bayerns gekrönt. Dies hatte einen Austritt aus dem damaligen Reichsverband zur Folge, der mit einem verstärkten Drang nach Unabhängigkeit und einer eigenen Identität einherging. Das Bündnis mit Frankreich bedeutete zudem, dass das bayerische Territorium erweitert wurde und andere Religionen, Kulturen und Regionen einbezogen wurden.

Diese Zeiten der Veränderungen und Aufruhr bedurften einer Vereinheitlichungsstrategie. Eines der Instrumente, die Max Josef dazu benutzte eine bayerische Identität zu schaffen, war die Tracht. Diese sah damals noch in etwa so aus:

Bilder dieser Art versinnbildlichten, wie man als Bayer auszusehen hatte. Der gängige Glaube, dass jede Region damals seine eigene Tracht hatte, ist ein weiteres Mysterium. Die Kleider und Anzüge, die die Trachten ausmachten, unterlagen modischen Einflüssen und dem Geschmack seiner Hersteller und dessen Kunden. Regionale Besonderheiten treten erst sehr viel später auf.

Max Josefs Strategie, eine Art Volksuniform zu kreieren und die dazu gewonnenen Gebiete zu integrieren, funktionierte. Denn Trachtengrafiken, wie die obige, zierten nicht nur die Menschen, sondern auch zahlreiche Häuser des gehobenen und aufstrebenden Bürgertums.

Die Geburtsstunde der Lederhose und des Dirndls als Teil der Tracht

Eines der größten außenpolitischen Ziele Maximilian des II. nach seiner Machtübernahme 1848 war es, die Unabhängigkeit Bayerns aufrechtzuerhalten. Neben Prunkbauten, wie dem heutigen Maximilianeum und der Bavaria-Statue in München, machte auch er sich die Tracht zum Mittel. Er erließ 1853 das Gesetz zur Förderung der Nationaltrachten. Selbst trug er zur Jagd keine Lederhose, aber eine Jacke, die stark an den heutigen Trachtenjanker erinnert.

Das Trachtenförderungsprogramm der Wittelsbacher zeigte Wirkung. Die Kleidung der damaligen Jäger wurde als Tracht für einen bayerischen Mann übernommen. Da das Jagen damals lediglich Beschäftigung des Adels und des reichen Bürgertums war, ist die Lederhose kein Abbild von Herrenkleidung der Landbevölkerung. Die Lederhose wurde nie im Alltag oder zur Landarbeit eingesetzt. Leder, und ganz besonders Hirschleder, war damals ein Luxusgut.

Das Dirndl hingegen hat seinen Einfluss an den Mägden gefunden, vor allem die Schürze ist Kennzeichen dafür. Doch auch dieses wurde durch das reiche Bürgertum zu dem, was es heute ist. Die städtischen Damen, die damals ihre Ferien in Form der Sommerfrische auf dem Land verbrachten, ließen sich von Schneiderinnen ihre Sommerfrische-Kleider schneidern. Diese waren stark an die Kleider der Mägde angelehnt. Zunächst Ferien-Outfit, nahm das Dirndl nach und nach die Rolle der Tracht für die Damen der Bevölkerung ein.

Der erste Trachtenerhaltungsverein

1883 wurde der erste Trachtenerhaltungsverein in Bayerischzell gegründet. Beweggrund seines Gründers Josef Vogl war es, die alte Volkstracht, wieder aufleben zu lassen. Vom Königshaus gut geheißen, konnte das Unterfangen starten. Die Gründungsmitglieder ließen sich von einem heimischen Säckler kurze Lederhosen schneidern und legten fest, dass diese zu jedem möglichen Anlass getragen werden sollte.

Zum ersten Mal gab es eine einheitliche Tracht, die wie eine Art Uniform fungierte und die die Herkunft seines Trägers verriet: Die Miesbacher Tracht.

Kurzum heißt das, dass es die Tracht in Form von Lederhosen und Dirndl erst seit circa 150 Jahren gibt. Dass man sie als traditionsreich und althergebracht wahrnimmt, ist weiteres Zeichen dafür, dass ihre Instrumentalisierung zur Schaffung eines Zugehörigkeitsgefühls enorme Wirkung gezeigt hat. Die Miesbacher Tracht ist bis heute fast unverändert.

Die Modernisierung der Tracht

Das Dirndl und die Lederhose unterlagen, außer in ihrer Form in Trachtenvereinen, immer modischem Wandel. So wurde zum Beispiel das Sommerfrische-Kleid den neuesten Vorstellungen der Städterinnen angepasst. Das hat sich auch bis heute nicht verändert; Ganz im Gegenteil. Seit der Jahrtausendwende sind zahlreiche Dirndl-Designer und Jungunternehmer mit modernen, simplen und geradlinig geschnittenen Dirndln und Herrentracht auf den Markt gekommen. Für Dirndl sind schlichtere Blusen, als die mit Puffärmeln im Trend. Am Dirndl selbst wird viel mit dem Ausschnitt und dezenteren, weniger verspielten Farben gearbeitet.

Die gängige Herrentracht löst sich langsam von den Hosenträgern und wird auch durch geradlinige, enganliegende Silhouetten, vor Allem beim Hemd, moderner. Auch die Farben des Jankers oder der Trachtenweste sind weniger pompös, sondern eher zurückhaltend minimalistisch.

Wohingegen sich die Meinung über moderne Dirndl- und Trachten-Trends spalten, sind wir der Meinung, dass sie großartig sind. So sind und bleiben Dirndl und Lederhosen gelebte Tradition und Kultur und sie geraten aufgrund ihrer ständigen Modernisierung nicht als altbacken in Vergessenheit.

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Carina
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